Das Technologieprojekt ExDRa

KI-Systembaukasten auf Open-Source-Basis

Die Konsolidierung großer Datenmengen, um damit KI-Anwendungen für Produktionsprozesse zu entwickeln, fällt vielen Unternehmen noch schwer. Im Projekt ExDRa sollen Lösungen entstehen, die diesen Prozess spürbar vereinfachen. Dieser Text ist der Auftakt zu einer Artikelreihe zu den produktionsbezogenen Initiativen des vom BMWi geförderten Technologieprogramms Smarte Datenwirtschaft.

Machine-Learning-Werkzeuge kommen immer öfter auch in der Industrie zum Einsatz, denn KI-Methoden können Produktionsprozesse und Produktionsanlagen effizienter und nachhaltiger gestalten, ihre Verfügbarkeit und Flexibilität steigern und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verbessern. Um eine derartige Technologie zu entwickeln, müssen die selbstlernenden Algorithmen der KI mit großen Datenmengen gefüttert werden. An die entsprechenden Daten zu kommen, ist für viele Unternehmen jedoch nicht einfach. Zwar fallen im Produktionsalltag täglich eine Vielzahl von Daten an, doch die Rohdaten sind häufig sehr heterogen und müssen zunächst aufbereitet werden, bevor sie für das maschinelle Lernen genutzt werden können. Die Daten liegen häufig nicht zentral vor, sondern sind über mehrere Standorte verteilt und dürfen etwa aus wettbewerblichen oder rechtlichen Gründen nicht einfach zusammengeführt werden. Zudem sind Data-Science-Prozesse in vielen Unternehmen explorativ. Das heißt, dass Datenwissenschaftler Hypothesen aufstellen, die erforderlichen Daten zusammenführen und verschiedene Analysen nach Mustern und Vorhersagemodellen suchen lassen, ohne dabei die Gewissheit zu haben, dass der Prozess verwertbare Ergebnisse hervorbringt. Im Zweifelsfall muss der aufwändige Vorgang von vorn begonnen werden, wodurch hohe Kosten entstehen.

Bild: ©xiaoliangge/stock.adobe.com

Konsolidieren und verarbeiten

Das Technologieprojekt ExDRa (für bessere Lesbarkeit: Exdra), bei dem die Siemens AG, die Technische Universität Berlin, die DFKI GmbH und die Technische Universität Graz zusammenarbeiten, zielt darauf ab, diese Herausforderungen zu bewältigen. Das Projekt wird vom Technologieprogramm Smarte Datenwirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Die dort entstehende Systemsoftware Exdra soll es Datenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern künftig deutlich erleichtern, explorative Datenanalysen und beispielsweise das Training von neuronalen Netzen auf geographisch verteilten Daten durchzuführen. Die Nutzung von Rohdaten, die auf verschiedenen Systemen liegen, wird optimiert, wodurch sich Anwender nicht mit der Komplexität paralleler und verteilter Programmierung auseinandersetzen müssen. Da die Rohdaten nicht in einem Fernwartungszentrum analysiert, sondern lediglich die aggregierten Daten dorthin übertragen werden, lassen sich zudem Kommunikationskosten reduzieren, die Datensicherheit erhöhen und rechtliche Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Datenexport umgehen.

Batch- und Stream-Analysen

Die Aufbereitung der Daten ist nur der erste Schritt. Exdra umfasst eine breite Palette von KI-Algorithmen einschließlich überwachter und unüberwachter Verfahren sowie Deep-Learning-Modellen, die zu Datenanalyse-Pipelines quer durch den Machine-Learning-Entwicklungsprozess verknüpft werden können. Da der Schwerpunkt von Exdra auf der explorativen Datenanalyse liegt, wird deren Verarbeitung hauptsächlich auf zum Zeitpunkt der Analyse bereits vorliegenden Daten im Batch Modus durchgeführt. Exdra unterstützt aber auch den Streaming Modus, bei dem die Daten kontinuierlich ausgewertet werden, während sie entstehen. Exdra ist nicht auf bestimmte Lernalgorithmen begrenzt, sondern unterstützt viele Machine-Learning-Methoden. Die Software erlaubt es somit, individuelle KI-Lösungen zu entwickeln und auch nur Daten in die Analyse mit einzubeziehen, die bestimmten Merkmalen entsprechen und tatsächlich bei der Entwicklung der spezifischen KI-Methode von Bedeutung sind.

Gemeinschaftsprojekt

Die Systemsoftware von Exdra wird auf Basis der Open-Source-Projekte SystemDS der TU Graz und Nebula Stream der TU Berlin und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz entwickelt. Durch die Open-Source-Basis soll das System deutlich flexibler einsetzbar als ähnlich gelagerte, jedoch proprietäre Anwendungen sein, etwa von Amazon AWS Greengrass oder Google TensorFlow Federated. Anders als bei diesen Anwendungen bleiben die Rohdaten zudem auf den dezentralen Speichern und werden nicht in eine Cloud übertragen. Lediglich die Metadaten, beispielsweise die Gewichtsparameter eines neuronalen Netzes, werden zwischen den dezentralen Systemen übertragen, sodass ein Rückschluss auf die Herkunft oder gar die Daten selbst nicht möglich ist. Gleichzeitig kann die Software das Problem lösen, dass viele Daten, die für eine effektive Datenanalyse notwendig sind, aufgrund von Datenschutzbestimmungen nur begrenzt zugänglich sind. Obwohl lediglich die Metadaten ihrem Umfeld entnommen werden, ist dennoch eine Zustimmung der jeweiligen Rechteinhaber zur Nutzung der Daten notwendig. Entsprechende Anfragen können direkt über die Software gestellt werden.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Fraunhofer IEM
Bild: Fraunhofer IEM
Effiziente Produktionsplanung: KI reduziert Aufwand bei Schulte Kartonagen um 25%

Effiziente Produktionsplanung: KI reduziert Aufwand bei Schulte Kartonagen um 25%

Welcher Liefertermin steht wann an? Wie aufwändig muss die Maschine umgerüstet werden? Ist das benötigte Material bereits geliefert? Um die Reihenfolge verschiedener Kundenaufträge optimal zu planen, müssen Produktionsplaner:innen eine Vielzahl von Faktoren kennen und einschätzen. Bei Schulte Kartonagen hat ab sofort ein intelligenter KI-Assistent alle Faktoren im Blick – und macht Vorschläge für die effiziente Planung der Produktion. Gefördert wurde die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IEM und den Universitäten Paderborn und Bielefeld im it’s OWL-Projekt ARISE.

Bild: schoesslers GmbH
Bild: schoesslers GmbH
appliedAI Institute for Europe launcht kostenlosen KI-Onlinekurs

appliedAI Institute for Europe launcht kostenlosen KI-Onlinekurs

Das gemeinnützige appliedAI Institute for Europe stellt den kostenfreien Online-Kurs ‚AI Essentials‘ zur Verfügung, der es Interessierten ermöglicht, in die Welt der Künstlichen Intelligenz einzusteigen. Konzepte wie maschinelles Lernen und Deep-Learning sowie deren Anwendungsmöglichkeiten und Auswirkungen auf unser Leben und unsere Wirtschaft sind Teile der umfassenden Einführung.

Bild: Trumpf SE + Co. KG
Bild: Trumpf SE + Co. KG
Künstliche Intelligenz macht Fabriken clever

Künstliche Intelligenz macht Fabriken clever

Seit dem Siegeszug des Chatbots ChatGPT ist künstliche Intelligenz in aller Munde. Auch in der industriellen Produktionstechnik kommt KI mit großen Schritten voran. Lernende Maschinen machen die Fertigung effizienter. Wie funktioniert das genau? Das können Interessierte auf der EMO Hannover 2023 vom 18. bis 23. September erfahren. Die Weltleitmesse für Produktionstechnologie wird ihr Fachpublikum unter dem Claim ‚Innovate Manufacturing‘. mit frischen Ideen inspirieren und künstliche Intelligenz spielt dabei ihre Stärken aus.

Bild: Mitsubishi Electric Corporation, Japan
Bild: Mitsubishi Electric Corporation, Japan
KI-gestütztes Analysetool für moderne Produktionslinien

KI-gestütztes Analysetool für moderne Produktionslinien

Das Data-Science-Tool Melsoft MaiLab von Mitsubishi soll Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Fertigung und unterstützen und so deren Produktivität steigern. Die neue Lösung ist eine intuitive, bedienerzentrierte Plattform, die KI nutzt, um Abläufe automatisch zu verbessern. Sei es Abfallvermeidung durch geringere Ausschussmengen, weniger Stillstandszeiten durch vorbeugende Wartung oder Senkung des Energieverbrauchs durch Prozessoptimierung.

Bild: Fraunhofer IGD
Bild: Fraunhofer IGD
Software Arrange beschleunigt Absortierprozesse

Software Arrange beschleunigt Absortierprozesse

In Kombination mit einer Augmented-Reality-Brille bietet eine neue Software des Fraunhofer IGD digitale Unterstützung von Absortiervorgängen. Zusammengehörige Bauteile werden direkt im Sichtfeld der Beschäftigten an der Produktionslinie farblich überlagert. Anwender im Automotive-Bereich können so etwa durch beschleunigte Prozesse und eine minimierte Fehleranfälligkeit Kosten reduzieren.