Teil 3 – Wie effizient ist das autonome System?

Die Arbeitsgemeinschaft Autonome Systeme der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik hat zehn Grundsatzfragen zum Thema künstliche Intelligenz und autonome Systeme formuliert. Den Diskurs zu diesen Kernfragen im Umgang mit KI bildet die IT&Produktion einer Artikelserie ab. In diesem Interview erörtert Dr. Eckhard Roos, Leiter Industry Segment Management Process Automation bei Festo und Mitglied des Vorstands der VDI/VDE-GMA, wie effizient ein autonomes System ist.

In welchen Bereichen der Produktion sind denn in den Prozessindustrien erste Ansätze für autonome Systeme zu erwarten, inklusive entsprechender Effizienzsteigerungen?

Roos: Wir hatten hierzu während der diesjährigen Namur-Hauptsitzung eine Diskussionsrunde mit Anwendern aus Chemie-, Pharma- und auch Engineering-Unternehmen. Zur Effizienz durch autonome Systeme wurden in der Diskussion dort verschiedene Themengebiete angesprochen. Die Anwender können sich beispielsweise vorstellen, dem Anlagenfahrer bei Störungen im Betrieb durch autonome Assistenzsysteme Hinweise zu geben, wie er das Problem in der Produktion beseitigen kann. Lösungsvorschläge basieren dabei auf entsprechenden Störungslösungen aus der Vergangenheit. Und als Perspektive: Klare Muster und ein historischer Datenbestand über Möglichkeiten der Störungsbehebung könnten dazu führen, dass das System die Störung autonom behebt. Weitere Möglichkeiten der Effizienzsteigerung sahen die Veranstaltungsteilnehmer darin, die Produktionsdaten eines Batchbetriebs zu verknüpfen, um den Golden Batch zu ermitteln – unabhängig von den Erfahrungen der Anlagenfahrer. Die Analyse großer Datenmengen aus einer Produktion durch Künstliche Intelligenz wurde ebenfalls thematisiert. Sie soll Anomalien im Prozess früh erkennen und sich anbahnende Störungen und Produktionsausfälle vermeiden. Paradebeispiel ist hier auch die Korrelation vollkommen unterschiedlicher Daten, etwa Geräusche und Schwingungen, deren Veränderung auf sich anbahnende Probleme hinweist. Und natürlich war auch der demographische Wandel ein Diskussionsthema. KI als Basis autonomer Systeme kann auch hier unterstützen und Knowhow-Verlust vermeiden, wenn diesen Systemen das Wissen erfahrener Anlagenfahrer antrainiert wird.

Und wie kommen wir in der Implementierung weiter, um die Fragen von Effizienz und Wirtschaftlichkeit definitiv zu beantworten?

Roos: Wir werden Autonomie in den Anlagen nur schrittweise implementieren. Diese Schritte müssen in sich wirtschaftlich sein, denn kein Unternehmen wird in Richtung KI und autonome Systeme gehen, wenn diese Schritte nicht Geld verdienen oder sparen. Zudem gibt es in den Unternehmen noch eine gehörige Portion Skepsis. Hier gilt es, Vertrauen aufzubauen, indem der Nutzen in kleinen Einzelschritten nachgewiesen wird: dass autonome Systeme Ressourcen sparen, Ausfälle vermeiden, Stillstände verkürzen, Kosten sparen und die Arbeit im Unternehmen attraktiver machen. n Frau Dr.-Ing. Dagmar Dirzus, Geschäftsführerin der Mess- und Automatisierungstechnik. Redaktionell bearbeitet hat es Thomas Kresser.

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VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.

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