Wann kommt der superintelligente Mensch?

Grenzenlose Technik

Wann kommt der superintelligente Mensch?

In den nächsten zehn Jahren werden fünf Milliarden Anwender und Billionen von Maschinen über schnelle Netzwerke verbunden sein. Für Mark Barrenechea, CEO und CTO von Opentext, wird sich damit auch verändern, wie wir arbeiten. In der IT&Production schreibt Barrenechea, wie Unternehmen intelligenter als je zuvor agieren können. Außerdem gibt er einen Ausblick zu seinen IT-Topthemen des Jahres 2018: künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos und Drohnen, Cyberwährungen, das Internet der Dinge, Sicherheit und die Cloud.
Was künstliche Intelligenz (KI) schon heute leisten kann, hat das GO-Spiel von AlphaGo, ein Computerprogramm, gegen den erfahrenen Spieler Lee Sedol eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der Sieg der Technik über das menschliche Gehirn basierte nicht nur auf klassischen KI-Funktionen wie Mustererkennung und Entscheidungsfindung, sondern auch auf der bahnbrechenden Technik des Reinforcement Learning. Gemeint ist, eine Aktion auszulösen, die zu einer größeren Belohnung führt. Algorithmen auf der Basis von Reinforcement Learning sind bereits heute verfügbar. Im Jahr 2018 werden sie mit autonomen Fahrzeugen auf der Straße oder Robotern in Fabrikhallen angewendet. Im Laufe des nächsten Jahres steigt das Interesse an KI in allen Branchen weiter an: Bis 2020 wird der KI-Markt auf 47 Milliarden Dollar anwachsen. Die Investition in KI, Big Data Tools und Systeme für maschinelles Lernen lohnt sich für viele Unternehmen: Bestehende und neue Daten können effektiver erfasst und ausgewertet werden und ermöglichen so eine bessere Entscheidungsfindung. Zudem steigt die Produktivität, Prozesse lassen sich weiter automatisieren und optimieren.

Das Internet of Everything

Das Internet der Dinge (IoT) schafft ein riesiges, globales Netzwerk von Geräten und Maschinen, die miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Dieser Markt umfasst bis 2020 Milliarden von Geräten im Wert von 14,4 Billionen US-Dollar. Auch wenn wir die unmittelbaren Auswirkungen des Internets der Dinge vielleicht nicht spüren, so ist seine Wirkung doch enorm. Fortschritte in der IoT-Biotechnologie heben die Gesundheitsversorgung auf ein neues Niveau, mit einer rund um die Uhr laufenden Überwachung, einer gezielten Behandlung und sogar einer automatisierten Dosierung von Medikamenten. In intelligenten Städten – wenn alles an das IoT-Netz angeschlossen ist – werden autonome Fahrzeuge Unfälle durch menschliches Versagen verhindern und jährlich eine Million Menschenleben retten. Im ‚Intelligent Enterprise‘ verbindet das IoT die globale Lieferkette und ermöglicht so Transparenz, proaktive Nachschubplanung und vorausschauende Wartung. Mit dem IoT wird die datenbasierte Entscheidungsfindung zum Standard in allen Branchen und im täglichen Leben.

Wesen mit einem IQ von 1.000

Im Laufe der Zeit wurden Menschen nachweislich intelligenter. Mit computergestütztem Lernen, Programmen wie Massive Open Online Courses (MOOCs) und internetgestütztem Wissen, das zur Steigerung unseres IQs beiträgt, könnten wir in nur wenigen Jahrzehnten intelligenter sein als Stephen Hawking oder Albert Einstein. Aber gibt es eine Obergrenze für Intelligenz? Nicht, wenn es über natürliche oder gar menschliche Intelligenz hinausgeht. Human Enhancement Technologies (HET) und Brain Computer Interfacing-Technologien erweitern die Fähigkeit des Gehirns, Informationen zu speichern. Ein Exocortex, ein externes Verarbeitungssystem, wird es eventuell ermöglichen, alles, was wir jemals gelesen, gelernt und erlebt haben, zu speichern und darauf zuzugreifen. Diese Technologien, zusammen mit computergestütztem Lernen, werden IQs von mehr als 1.000 ermöglichen. Superintelligenz wird Teil der menschlichen Kultur. Wann wird die Schwelle überschritten sein, so dass unser Gehirn Datenmengen sogar schneller speichern, indexieren und durchsuchen kann als Google?

Edge-Computing und Devices

IoT-Geräte stoßen an die Grenzen der Cloud und schaffen ein neues Cloud-Computing-Paradigma, in dem Cloud- und Edge Computing aufeinandertreffen. Mit von Edge Computing rückt die Rechenleistung stärker an die Datenquelle heran. Nach diesem Paradigma sind Daten nicht gleich Daten. Nur die Daten, die für das Unternehmen wirklich relevant sind, werden in die Cloud gesendet. So werden Kosten reduziert, die mit der Verwaltung und dem Speichern steigender IoT-Datenmengen verbunden sind. Zeitkritische Daten können vom Gerät selbst verarbeitet werden, was eine schnellere Antwortzeit ermöglicht und die Netzwerklatenz deutlich reduziert. Dies ist weitaus effektiver als die reine Cloud-Nutzung. Da die Anzahl an Geräten und die Verarbeitung großer Datenmengen auch weiter steigt, wird Edge Computing die Cloud, die mehr als unterstützende Technologie fungiert, an den Rand drängen. Zusammen können beide Technologien die Infrastruktur bereitstellen, die im weiter wachsenden IoT-Universum erforderlich ist.

Länger leben durch Biotech

Mit Techniken wie der Gentherapie, die Immunzellen modifiziert, um Krankheiten wie HIV, Alzheimer oder Krebs zu bekämpfen, wollen Wissenschaftler unser genetisches Make-Up auffrischen. Ziel ist es, den Altersprozess von Zellen zu verlangsamen oder sogar zu stoppen. Mit dem Fortschritt der Medizin werden Ärzte in der Lage sein, immer mehr genetisch bedingte Krankheiten zu heilen und nicht nur zu behandeln. So wird eine Lebenserwartung von 150 Jahren womöglich bald Realität. Wissenschaftler weltweit arbeiten zudem an der Erstellung eines Zellatlas, der 32,7 Billionen Zellen im menschlichen Körper katalogisiert und jeder Einzelnen eine molekulare Signatur zuordnet. Mit diesem Atlas analysieren Forscher Millionen von Zellen, um Krankheiten besser zu verstehen und zu bekämpfen. Weitere bahnbrechende Fortschritte in der Biotechnologie wird es in der Hirntransplantation geben. Neurowissenschaftler verbinden Echtzeitdaten aus dem Gehirn mit elektrischen Simulatoren am Körper, um eine Art neuronalen Bypass zur Heilung gelähmter Gliedmaßen zu schaffen. Blinden Menschen könnte auf ähnliche Weise mit einem Chip im Auge geholfen werden. Auch das Gedächtnis von Alzheimerpatienten ließe sich so wiederherstellen. Die Nachfrage an Hirnimplantaten dürfte im Laufe des nächsten Jahrzehnts ebenfalls drastisch steigen. Manchmal liegen zukünftige Technologien und Fiktion nahe beieinander. Gesichert ist aber schon heute, dass Unternehmen intelligente Digitaltechnik schneller als je zuvor adaptieren, um Nutzen daraus zu schöpfen. In diesem jahr werden wir dementsprechende Fortschritte auf den Feldern Cloud, Edge-Points, Internetsicherheit und Lieferkette beobachten. Aber wer weiß, was 2018 an weiteren Innovationen bieten wird?

Der Autor Mark Barrenechea ist CEO und CTO bei Opentext.

Open Text Software GmbH
www.opentext.com

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Fraunhofer IEM
Bild: Fraunhofer IEM
Effiziente Produktionsplanung: KI reduziert Aufwand bei Schulte Kartonagen um 25%

Effiziente Produktionsplanung: KI reduziert Aufwand bei Schulte Kartonagen um 25%

Welcher Liefertermin steht wann an? Wie aufwändig muss die Maschine umgerüstet werden? Ist das benötigte Material bereits geliefert? Um die Reihenfolge verschiedener Kundenaufträge optimal zu planen, müssen Produktionsplaner:innen eine Vielzahl von Faktoren kennen und einschätzen. Bei Schulte Kartonagen hat ab sofort ein intelligenter KI-Assistent alle Faktoren im Blick – und macht Vorschläge für die effiziente Planung der Produktion. Gefördert wurde die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IEM und den Universitäten Paderborn und Bielefeld im it’s OWL-Projekt ARISE.

Bild: schoesslers GmbH
Bild: schoesslers GmbH
appliedAI Institute for Europe launcht kostenlosen KI-Onlinekurs

appliedAI Institute for Europe launcht kostenlosen KI-Onlinekurs

Das gemeinnützige appliedAI Institute for Europe stellt den kostenfreien Online-Kurs ‚AI Essentials‘ zur Verfügung, der es Interessierten ermöglicht, in die Welt der Künstlichen Intelligenz einzusteigen. Konzepte wie maschinelles Lernen und Deep-Learning sowie deren Anwendungsmöglichkeiten und Auswirkungen auf unser Leben und unsere Wirtschaft sind Teile der umfassenden Einführung.

Bild: Trumpf SE + Co. KG
Bild: Trumpf SE + Co. KG
Künstliche Intelligenz macht Fabriken clever

Künstliche Intelligenz macht Fabriken clever

Seit dem Siegeszug des Chatbots ChatGPT ist künstliche Intelligenz in aller Munde. Auch in der industriellen Produktionstechnik kommt KI mit großen Schritten voran. Lernende Maschinen machen die Fertigung effizienter. Wie funktioniert das genau? Das können Interessierte auf der EMO Hannover 2023 vom 18. bis 23. September erfahren. Die Weltleitmesse für Produktionstechnologie wird ihr Fachpublikum unter dem Claim ‚Innovate Manufacturing‘. mit frischen Ideen inspirieren und künstliche Intelligenz spielt dabei ihre Stärken aus.

Bild: Mitsubishi Electric Corporation, Japan
Bild: Mitsubishi Electric Corporation, Japan
KI-gestütztes Analysetool für moderne Produktionslinien

KI-gestütztes Analysetool für moderne Produktionslinien

Das Data-Science-Tool Melsoft MaiLab von Mitsubishi soll Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Fertigung und unterstützen und so deren Produktivität steigern. Die neue Lösung ist eine intuitive, bedienerzentrierte Plattform, die KI nutzt, um Abläufe automatisch zu verbessern. Sei es Abfallvermeidung durch geringere Ausschussmengen, weniger Stillstandszeiten durch vorbeugende Wartung oder Senkung des Energieverbrauchs durch Prozessoptimierung.

Bild: Fraunhofer IGD
Bild: Fraunhofer IGD
Software Arrange beschleunigt Absortierprozesse

Software Arrange beschleunigt Absortierprozesse

In Kombination mit einer Augmented-Reality-Brille bietet eine neue Software des Fraunhofer IGD digitale Unterstützung von Absortiervorgängen. Zusammengehörige Bauteile werden direkt im Sichtfeld der Beschäftigten an der Produktionslinie farblich überlagert. Anwender im Automotive-Bereich können so etwa durch beschleunigte Prozesse und eine minimierte Fehleranfälligkeit Kosten reduzieren.