Weniger CO2 mit künstlicher Intelligenz

Energie sparen und Strom putzen

Auf technischer Seite läuft es derzeit rund für die Jungunternehmer, die mit der Einsparung von CO2 im Produktionsprozess ein hochaktuelles Thema auf der EMO Hannover präsentieren werden. Werner: „Wir haben Gerotor 2015 gegründet, vier alte Geschäftspartner mit jeweils zehn bis 15 Jahren Führungserfahrung im internationalen Automobil- und Zuliefergeschäft. Gemeinsam hatten wir die Idee, die Kers-Technologie, die in der Formel 1 zur Bremsenergierückgewinnung eingesetzt wird, auf die Produktion zu übertragen.“ Statt elektrische Energie in Wärme umzuwandeln oder unwirtschaftlich ins Stromnetz zurückzuspeisen, hält nun ein innovativer Schwungmassenspeicher die Energie im DC-Zwischenkreis der Maschine und macht sie auf diese Weise nutzbar. Der Stromverbrauch kann um bis zu 60 Prozent gesenkt, der CO2-Footprint der Produktion deutlich verbessert werden. Doch das mittlerweile auf rd. 20 Mitarbeiter gewachsene Unternehmen will nicht nur zur Energieeffizienz beitragen, sondern gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mittelständische Unternehmen, die nahe ihrer Anschlussleistung arbeiten, sollen das verbesserte Spitzenlastmanagement zur Erweiterung ihres Maschinenparks nutzen können. Stromausfälle in der Produktion werden durch den Schwungmassenspeicher überbrückt, der mit einer Speicherdauer von bis zu 15 Sekunden typisches Netzflackern übersteht. Sogar qualitativ höherwertiger Strom soll entstehen, indem Oberwellen und Blindleistung abgefedert und die Sinuskurve des Stroms geglättet werden: „Geputzter Strom ist sozusagen ein Abfallprodukt unseres Speichers, der den Anwendern zusätzlich zugutekommt. Das alles erreichen wir mit einem rein mechanischen Aufbau ohne Chemikalien, der schon während der Herstellung und Bereitstellung grüner ist, als andere Technologien.“ So soll sich die Investition auch für Kunden schnell rechnen, verspricht Werner: „Wenn ein Maschinenhersteller unser Lastmanagement und die Rekuperation direkt einplant, kann er bei der eigenen Peripherie sparen. Bei einer neuen Maschine mit Downsizing der Peripherie-Komponenten wäre die Amortisation dann noch früher gegeben, beim reinen Add-on des Speichers als Optionspaket von Maschinen wäre sie nach etwa drei Jahren drin.“ Derzeit erforscht und entwickelt das Startup mit der Universität Stuttgart, dem Fraunhofer IPA und Erprobungspartnern aus der Industrie auch den Einsatz künstlicher Intelligenz. Sie soll anhand des Stromprofils das Optimum der Maschine erkennen, um Energieeffizienz auch ohne externe Steuerungsbefehle sicherzustellen. Unterschiede in den Stromprofilen gleicher Maschinen mit gleichem Produktionsprogramm könnten dann etwa Rückschlüsse auf Wartungsbedarfe geben. „Auch deshalb freuen wir uns auf die EMO Hannover, die mit OPC UA und umati zwei spannenden Initiativen zur Auswertung von Maschinendaten großen Stellenwert einräumt“, so Werner.

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Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.
www.vdw.de

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