Unklare Potentiale, mangelndes Wissen und Vorbehalte: Zahlreiche Hürden stehen dem großflächigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen im Wege. Mit einer neuen digitalen Plattform sollen diese Hindernisse für die Unternehmen abgebaut werden. Das Konzept KI-Marktplatz wurde gemeinsam durch das Fraunhofer IEM und das Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn in Kooperation mit dem Technologie-Netzwerk it’s OWL entwickelt. „Mit dem KI-Marktplatz schaffen wir ein bundesweit einzigartiges Angebot, mit dem gerade kleine und mittlere Unternehmen das Potenzial von künstlicher Intelligenz in der Produktentstehung erschließen können“, erklärt Prof. Dr. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer bei it’s OWL, Direktor des Fraunhofer IEM und Vorstand des Heinz Nixdorf Institut. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um Produktion in Deutschland wettbewerbsfähig zu machen.“
Einsatzmöglichkeiten für die Industrie
Der Vorteil für die Unternehmen: Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Produktentstehung, in der bereits 85 Prozent der Herstellungskosten festgelegt werden, können nicht nur die Fehler reduziert, sondern auch Entwicklungszeiten verkürzt und Entwicklungskapazitäten erhöht werden. Neue Möglichkeiten zur Datenauswertung sowie den Weg zur Entwicklung deutlich verbesserter Produkte und gesteigertem Kundenwert sollen sich so eröffnen. Somit ist der Einsatz von KI vor allem für Branchen mit einem traditionell hohen Umsatzanteil an Produktinnovationen, wie dem Maschinenbau, von besonderer Bedeutung. Im Konstruktionsprozess kann KI z.B. optimierte Bauteilgeometrien vorschlagen, aus den Entscheidungskriterien der Konstrukteure lernen und auf Basis der Erkenntnisse zukünftige Entscheidungsprozesse beschleunigen.
Digitale Expertenplattform
„Es gibt bereits eine Vielzahl von Anwendungen und Forschungsergebnissen für KI in der Produktentstehung. Mit dem KI-Marktplatz schaffen wir die Grundlage dafür, dass Unternehmen die passenden Angebote und Experten finden“, unterstreicht Dr. Stefan Breit, Miele-Geschäftsführer und Projektpartner. „Das ist ein großer Mehrwert für die Industrie und stärkt die Innovationsfähigkeit der Unternehmen.“ Im Projekt KI-Marktplatz soll ein Ökosystem rund um eine digitale Plattform entstehen, die KI-Experten, Lösungsanbieter und produzierende Unternehmen zusammenbringt. Diese digitale Plattform wird sukzessive um Funktionen erweitert, die eine gemeinsame Entwicklung von KI-Lösungen für die Produktentstehung sowie deren Bereitstellung ermöglichen. Erste Angebote sind eine smarte Partnervermittlung für Anwendungsfälle und ein geschützter Datenraum für die Produktentstehung. Darüber hinaus werden heute bereits verfügbare KI-Anwendungen über den Marktplatz bereitgestellt. Auf dieser Grundlage soll zudem ein Baukasten mit Werkzeugen für die KI-Entwicklung erarbeitet werden. Dabei setzt der KI-Marktplatz auf ein vertrauensbasiertes Konzept mit einer entsprechenden IT-Architektur, die Datensouveränität und faire Transaktionsmechanismen ermöglicht.
Weitere Partner gesucht
Interessierte Unternehmen, Anbieter von KI-Lösungen und Experten sind dazu eingeladen, sich an der Entwicklung zu beteiligen. Lars Nagel, Geschäftsführer International Data Spaces Association (IDSA) sieht hervorragende Chancen für die Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftskonzepts: „Im Rahmen des Projekts werden wir ein umfangreiches Angebot für den Mittelstand zusammenstellen – nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Wichtig ist, dass wir viele Unternehmen in die Entwicklung einbinden und eine gute Vertriebsstruktur aufbauen. Dafür haben wir gute Voraussetzungen. Die Projektpartner sind gut vernetzt und bringen über 3.000 Kontakte mit.“ Die IDSA ist eine Vereinigung zur Entwicklung eines Standards für sichere Datenräume, in denen Unternehmen zusammenarbeiten können, mit über 100 Mitgliedern aus 20 Ländern.
Gefördertes Projekt
Der KI-Marktplatz wird im Rahmen des Wettbewerbs „Künstliche Intelligenz (KI) als Treiber für Ökosysteme“ des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert. Dafür stellt das BMWi elf Millionen Euro an Fördermitteln bereit, die Partner investieren zusätzlich fünf Millionen Euro. An diesem Wettbewerb hatten sich über 130 Konsortien beteiligt, von denen zehn zur Förderung empfohlen wurden. Das Projekt startet Anfang 2020 und ist auf drei Jahre angelegt. Forschungspartner sind das Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn, die Fraunhofer-Institute IEM, IOSB-INA und IPK, der Exzellenzcluster Cognitive Interaction Technology Citec der Universität Bielefeld sowie das Institut für industrielle Informationstechnik inIT der TH OWL. Weitere Projektpartner sind u. a. die International Data Spaces Association, Prostep Ivip, die Fireware Foundation sowie die Unternehmen Claas, Diebold Nixdorf, Düspohl, Hella Aglaia, Hella Gutmann, inno-focus, Contact Software, Ubermetrics, Unity und Westaflex.